"Bitte kommunizieren Sie Ihren DocOwner"
Die Leitlinien der BASF für klares Deutsch und klares Englisch unterscheiden
sich vor allem in punkto Anglizismen
Die Regeln für gutes Deutsch sind ganz ähnlich wie die für gutes Englisch.
Dies ist der erste Eindruck, wenn man die "Leitlinien zur Unternehmenssprache
der BASF" liest. Der weltweit tätige Chemiekonzern hat sie nämlich
auf deutsch und auf englisch herausgegeben, weil beides die offiziellen Konzernsprachen
sind.
Zum Beispiel lautet die erste der acht Regeln auf deutsch:
Schreiben Sie verständlich: Vermeiden Sie umständliche, bürokratische
Formulierungen.
– Beispiel: "durch" statt "unter Ausnutzung von"
– Beispiel: "mit" statt "unter Zuhilfenahme von" Beispiel:
"Frage" statt "Fragestellung"
Auf englisch liest sich dasselbe so:
Write clearly: Use simple words rather than difficult ones.
– Example: "help" not "assist"
– Example: "use" not "utilize"
– Example: "before" not "prior to"
– Example: "begin" not "commence"
Indessen unterscheidet sich die deutsche Fassung der BASF-Regeln für eine klare
Unternehmenssprache von der englischen Version durch eine Reihe von "Negativbeispielen",
die ein Engländer einfach deshalb nicht zustande bringen könnte, weil dieses
mit Anglizismen gespickte Kauderwelsch eine deutsche Spezialität darstellt:
"In der RBU Leime und Tränkharze Europa (E-CAL) ist erstmals seit der Einführung
des PhaseGate-Prozesses ein Projekt in die Launch-Phase gelangt."
"Aus einer nahezu unübersichtlichen – größtenteils proprietären
– Vielfalt von Klassifikationsmethoden hat sich der eCl@ss-Standard als Klassifizierungsstandard
aufgrund seiner eindeutigen Contentbeschreibung bei systemtechnischer Parametrisierbarkeit
durchgesetzt."
"Im Rahmen einer BASF-AG-weiten Statusabfrage der Design-Evaluation der BASF-AG
wurden die Prozesse bzw. Kontrollen herausgearbeitet, für die die Design-Evaluation
noch nicht durchgeführt wurde."
"Bitte kommunizieren Sie Ihren DocOwner, dass nachdem ein neuer Prozess hochgeladen
oder eine neue Kontrolle im MIC hinzugefügt wurde, unbedingt der Delegate/SOP
zu informieren ist, damit dieser per Ad-Hoc-Scheduling dem Design-Evaluator bzw. Tester
die Tasks zuweist."
Verfaßt hat die BASF-Regeln – sowohl für Deutsch als auch für
Englisch – übrigens ein Engländer, der jetzige Pressesprecher Gareth
Rees. Gerade als Engländer wundert er sich oft darüber, wie die Deutschen
mit ihrer Sprache umgehen: Weshalb zum Beispiel redet man von "Benchmarking"
statt von einem "Leistungsvergleich"? Weshalb werden "Awards"
anstelle von "Preisen" verliehen? Weshalb gibt es immer mehr "Events"
anstelle von "Veranstaltungen"? Weshalb wird plötzlich alles zur "Agenda",
was früher "Tagesordnung" hieß?
Einige der englischen bzw. englisch klingenden Ausdrücke versteht Rees selber
nicht. Was ein "Handy" ist, weiß er natürlich inzwischen. Aber
neulich irritierte ihn doch ein Sportschuhgeschäft, das sich "Athlet’s
foot" nannte – die englische Bezeichnung für Fußpilz.
Im Wortlaut: Die BASF-Leitlinien zur Unternehmenssprache
(deutsche Fassung)
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