Am 12. September 2006 informierten sich die Mitglieder der beiden pfälzischen
VDS-Regionalgruppen über die "Leitlinien zur Unternehmenssprache
der BASF", die der Chemiekonzern im Frühjahr herausgab. Nachstehend dazu
ein Bericht aus der Ludwigshafener "Rheinpfalz" vom 14. 9. 2006:
Ein "Brand-Champion" gewinnt den Sprachkrieg nicht
Verein Deutsche Sprache diskutiert in der BASF über den Kampf "gegen
Denglisch und Bürokratendeutsch" in der Wirtschaft
Von unserem Redakteur Stefan Keller
In dem Meeting nachher werden Key Documents reportet, Best-Practice-Beispiele
validiert, die entsprechenden Resu!ts gebenchmarkt. Dann muss sich die Gruppe auf
den Sieger committen. Für die Abteilung Human Resources kann der Facility Manager
damit nämlich in konsequenter Strategie die Targets umsetzen, die gemonitort
sind.
Alles klar? Sie haben verstanden? Wir auch nicht. Irgendwie ist die Rede von einem
Treffen, in dem praktische Beispiele bewertet und Ergebnisse verglichen werden. Die
Gruppe muss den Sieger ermitteln. Der Hausmeister kann die vorgegebenen Ziele danach
im Personalbereich umsetzen.
So könnte das nämlich auch gesagt werden. Ohne Kauderwelsch aus Deutsch
und Englisch scheint aber in der globalisierten (Wirtschafts-) Welt Verständigung
unmöglich zu sein. Der Manager ohne Grenzen produziert denglischen Sprachquark
ohne Ende. Muss das so sein? Das fragten Mitglieder des Vereins Deutsche Sprache am
Dienstag Vertreter der BASF. Der Chefredakteur der Unternehmenszeitung "BASF
information", Reinhard Staudacher, und Pressesprecher Gareth Rees sind zwei von
insgesamt 90 Mitarbeitern der Kommunikationsabteilung des Unternehmens, die täglich
heldenhaft gegen Denglisch, unverständliches Deutsch und englische Ausdrücke
(!) in den Veröffentlichungen ihres Hauses kämpfen, das sich als Marke ausgerechnet
"BASF. The chemical company (Die Chemiefirma)" nennt.
Ausgerüstet sind sie mit acht Grundsätzen für die Sprache, verabschiedet
in der Zentralabteilung Öffentlichkeitsarbeit und vom Vorstandsvorsitzenden Jürgen
Hambrecht zur Kenntnis genommen. Letztlich banale Selbstverständlichkeiten, die
aber schwer einzuhalten sind. So darf etwa kein BASF-Jargon raus. Es müssen einfache
Sätze formuliert werden. Es soll nicht gebenchmarkt, sondern verglichen, nichts
"unter Zuhilfenahme von", sondern "mit" dem Thermometer gemessen
werden. "Der Stil muss der Sache folgen." "Anne Lin" greift
als Autorin von Glossen in der Werkzeitung schlimme Verfehlungen auf. Die BASF-Öffentlichkeitsarbeiter
lassen sich an ihren eigenen Regeln messen. Sie stehen im Intranet.
"Gut", so lobten der VDS und diskutierte munter darüber, ob das wirklich
ausreicht, Sprachmüll zu entsorgen. Die BASF-Experten räumten ein, sich
oft blutige Nasen auf ihrem alltäglichen Sprachfeldzug zu holen. Mit Denglisch
werde Eindruck geschunden, aus Unsicherheit oder Faulheit rutschten solche Ausdrücke
durch, oder weil sich der Nutzer nicht festlegen könne. Wer sollte das verhindern?
Die Lehrer in der Schule, die Vorgesetzten in der Abteilung, ja sogar der Staat wie
in Frankreich oder der Schweiz sei gefordert.
Beim Blick in die BASF-Vergangenheit schwärmte ein Teilnehmer von der Germanistin,
die einst in der Anilin alle Texte verständlich "übersetzt" hatte,
bevor sie veröffentlicht wurden. Die ist längst im Ruhestand, und die Erinnerung
neigt zur Verklärung. Es wurde sogar gemutmaßt, dass das Überwachen
der Unternehmenssprache das Überleben und den Erfolg der BASF erst möglich
gemacht habe.
Stichhaltiger dürfte der Vorschlag eines Schülers und eines Chemikers sein,
"Sprachquatscher" einfach fragen "Was heißt das?" Zum Beispiel
die BASF, warum sie auf ein Flugblatt zum "Girl’s Day (Mädchentag)"
am Werkstor einen Intelligenztest mit "Help yourself" (Hilf dir selbst)
überschreibt oder die Wächter über verständliche Sprache in Unternehmensbereichen
ausgerechnet "Brand Champions" (Marken-Sieger) nennt. "Anne Lin"
sollte sich solch einen Erfolgstypen mal vorknöpfen.
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