Das konspirative Treffen von Rechtsextremisten, an dem Silke Schröder beteiligt war, löste in zahlreichen deutschen Städten Demonstrationen aus, wobei Hunderttausende von Teilnehmern endlich "klare Kante" gegenüber den verfassungsfeindlichen Umtrieben der AfD verlangten. So beteiligten sich in Heidelberg am 20. Januar mehr als 18.000 Menschen an einem kilometerlangen Demonstrationszug, der mit einer Abschlusskundgebung auf dem Uni-Platz endete (Foto). |
Wie der VDS-Vorsitzende Prof. Walter Krämer am 15. Januar 2024 mitteilte,
hat Silke Schröder ihre Mitgliedschaft im Verein Deutsche Sprache (VDS)
gekündigt und ist als Vorstandsmitglied zurückgetreten. Mit ihrem Rücktritt
sei sie einem Vereinsausschluss auf der nächsten Vorstandssitzung am 19.
Januar zuvorgekommen. Es sei nun notwendig, "den Schaden für den VDS zu
begrenzen, der durch die privaten Tätigkeiten von Frau Schröder entstanden
ist".
Der VDS-Vorsitzende stellt weiter fest: "Der VDS ist ein Sprach-
und Kulturverein mit dem einzigen Ziel der Förderung und Weiterentwicklung
der deutschen Sprache. Wir sehen uns als überparteiliche Interessenvertretung
für alle, die die Zukunft der deutschen Sprache mitgestalten möchten und
sind stolz darauf, Mitglieder aus ansonsten sehr unterschiedlichen politischen
Lagern in unseren Reihen zu haben. Radikale Positionen – rechts wie links
– lehnen wir aber entschieden ab und tragen auch weiter dafür Sorge, dass
diese nicht im Namen des VDS vertreten werden können."
Hintergrund der Affäre ist eine Veröffentlichung des Journalisten-Kollektivs
"Correctiv", die unter dem Titel "Geheimplan gegen Deutschland" am 10.
Januar erschien. Demnach trafen sich im vergangenen November "hochrangige
AfD-Politiker, Neonazis und finanzstarke Unternehmer" in einem Landhotel
am Lehnitzsee bei Potsdam, um die Vertreibung von Millionen von Menschen
aus Deutschland zu planen, die ihren an die Nazi-Ideologie von einer "arischen"
Volksgemeinschaft erinnernden Vorstellungen nicht entsprechen. Der Artikel
hatte eine enorme Resonanz und führte in zahlreichen Städten zu Demonstrationen
gegen die AfD als wichtigste politische Stütze solcher verfassungsfeindlichen
Bestrebungen.
In dem "Correctiv"-Artikel wurde als Teilnehmerin des Treffens auch Silke
Schröder genannt, wobei der Verein Deutsche Sprache, dessen Vorstand sie
bisher angehörte, irrtümlich als angebliche "Umfeldorganisation" bezeichnet,
aber zugleich als "CDU-nah" eingestuft wurde. Auch letzteres entspricht
nicht der tatsächlichen Bandbreite der Mitgliedschaft, die den Vereinszweck
von ganz unterschiedlichen politischen Positionen aus unterstützt, die
von linksliberal bis konservativ reichen. Dass es eine Propagandistin
der AfD geschafft hat, in den Vorstand gewählt zu werden, war übrigens
nicht nur dem Verfassungsschutz bekannt und genauso ärgerlich wie die
starke Vertretung dieser Partei im Bundestag und anderen Parlamenten.
Die Wahl von Silke Schröder in den Vereinsvorstand musste indessen hingenommen
werden, solange sie die Vereinstätigkeit nicht offensichtlich für Rechtspropaganda
mißbrauchte.
Genau das war allerdings schon passiert, bevor die "Correctiv"-Recherche
soviel Wirbel auslöste. Und zwar handelte es sich um ein Interview mit einem
Propagandisten des ungarischen Orban-Regimes, den Silke Schröder in dessen
Eigenschaft als Herausgeber der deutschsprachigen "Budapester Zeitung" hofierte,
und das unter dem unschuldig klingenden Titel "Ungarn wird immer beliebter"
Ende 2023 in den vierteljährlichen "Sprachnachrichten" des VDS erschien.
"Ungarn wird immer beliebter als Auswanderungsziel für Deutsche" behauptete
sie darin, was ihr der Interviewpartner gern bestätigte und "mit der wachsenden
Unzufriedenheit vieler Deutscher mit den Verhältnissen in Deutschland" erklären
konnte, oder auch damit, "dass hier die Landschaften nicht mit Windrädern
verschandelt sind". Nicht zuletzt sei es das autoritäre Orban-Regime, das
die Deutschen anziehe und neuerdings in so großer Zahl nach Ungarn
auswandern lasse: "Die meisten Auswanderer können sich auch mit der gegenwärtigen
ungarischen Regierungspolitik wesentlich mehr identifizieren als mit dem
deutschen Grenzschutz. Innere Sicherheit, Energiepolitik und vieles mehr
finden sie in Ungarn besser und nachvollziehbarer gelöst als in ihrer ursprünglichen
Heimat".
Soviel rechtsradikaler Blödsinn konnte wirklich nicht mehr toleriert werden,
zumal in derselben Ausgabe auch noch der Artikel eines anderen Autors
erschien, der mit ähnlicher Blindheit gegenüber dem Putin-Regime über
einen "Besuch in Sankt Petersburg" berichtete. Ein Mitglied der VDS-Regionalgruppe
Rhein-Neckar verfasste deshalb sofort nach der Lektüre dieses dümmlich-demagogischen
Quatsches am 1. Dezember folgenden Leserbrief zur Veröffentlichung in
der nächsten Ausgabe der "Sprachnachrichten":
"Nachtigall, ick hör dir trapsen"
Bei der Leser-Umfrage neulich habe ich die Machart der "Sprachnachrichten" recht positiv beurteilt. Das muss ich nun leider korrigieren, nachdem in der 100. Ausgabe gleich zwei Artikel erschienen sind, die meines Erachtens den Vereinszweck zum Vorwand für Rechtspropaganda nehmen. Der eine ist das Interview unter der Überschrift "Ungarn wird immer beliebter", mit dem das VDS-Vorstandsmitglied Silke Schröder den Orban-Propagandisten Jan Manila als Herausgeber der "Budapester Zeitung" hofiert und dabei nicht nur durch die "Du"-Anrede mehr als distanzlos wirkt. Ähnliches gilt für den Artikel von Wolfgang Hiller über seinen "Besuch in Sankt Petersburg", wo er "überall mit großer Herzlichkeit empfangen" wurde und sogar "etwa 40 neue Mitglieder für den VDS gewinnen" konnte. Beide Artikel vermeiden (noch) unverhüllte Propaganda für AfD, Orban oder Putin. Aber der Berliner würde sagen: "Nachtigall, ick hör dir trapsen"!
Udo Leuschner, Heidelberg
Der Leserbriefschreiber hat sich übrigens schon vor zwei Jahrzehnten als
Vorsitzender der seinerzeitigen VDS-Regionalgruppe Heidelberg (PLZ 69...)
gegen Tendenzen gewandt, den durchaus löblichen Vereinszweck des VDS –
nämlich die Verhinderung von Verhunzungen der deutschen Sprache durch
unnötige Anglizismen, verkorkste Rechtschreibreformen, Gender-Gaga usw.
– als Deckmantel für Rechtspropaganda zu mißbrauchen. Der Artikel erschien
unter der Überschrift "Deutschtümelei? – Nein, danke!" in den "Sprachnachrichten"
vom April 2005 und ist HIER
nachzulesen.