Unter dem Müll, der täglich unsere E-Post-Briefkästen verstopft,
befinden sich kriminelle Anschläge auf unsere Bankkonten: Auf scheinbar echten
Anschreiben der Banken werden wir aufgefordert, irgendeine Datei im Anhang zu öffnen
oder einen Netzverweis anzuklicken. Dies sei zur Aktualisierung der technischen Dienste
der Bank notwendig. Das sieht dann beispielsweise so aus:
Wer arglos diese Aufforderung befolgt und seine "Bankdaten erneut bestätigt" - inklusive des geheimen Kennworts natürlich, auf das es den Ganoven hauptsächlich ankommt - , braucht sich nicht zu wundern, wenn sein Bankkonto plötzlich abgeräumt wird.
Das gilt ebenso für Kunden anderer Banken, die der Einfachheit halber mitunter sogar mit demselben Text auf den Leim gelockt werden sollen:
Offenbar sitzen die Absender dieser kriminellen Botschaften irgendwo im Ausland.
Sie verfügen wohl über Grundkenntnisse der deutschen Sprache und sicher
auch ein Wörterbuch zum Nachschlagen. Aber dies reicht nicht, um deutschen Banken-Jargon
erfolgreich zu imitieren und den Mindestanforderungen von Orthographie und Grammatik
zu genügen, wie auch das folgende Beispiel zeigt:
Die Verfasser dieser Botschaft haben mit der deutschen Sprache noch größere
Schwierigkeiten. Ihr Gestammel hört sich an wie manche der unverständlichen
Gebrauchsanleitungen, die mitunter den Waren aus Osteuropa oder Fernost beigefügt
sind.
Kaum vorstellbar, daß jemand, der mit der deutschen Sprache einigermaßen vertraut ist, auf derart plumpe Betrugsversuche hereinfällt; denn in jeder Zeile dieser Geschreibsel wird mehrfach gegen Rechtschreibung, Grammatik und Sprachempfinden verstoßen.
Nicht etwa, daß die hiesigen Banken ein Hort der Sprachpflege wären. Aber einen derartigen Stuß würden sie nun doch nicht an ihre Kunden versenden.
Dieser Schutz des Sprachgefühls versagt indessen, wenn man als Deutscher mit
einem Text in englischer Sprache konfrontiert wird wie dieser angeblichen Mitteilung
von Ebay:
Möglicherweise sind es dieselben Ganoven aus Osteuropa oder Fernost, die hier
in englischer Sprache auf Dummenfang gehen. Falls der Text jedoch sprachliche Warnsignale
enthalten sollte, wie sie zuhauf in den gefälschten Schreiben der "Deutschen
Bank" und der "Dresdner Bank" zu finden sind, ist der deutsche Empfänger
nicht in der Lage, sie zu erkennen. Seine Sprachkenntnisse reichen nämlich in
der Regel gerade aus, um den mutmaßlichen Sinn des Schreibens zu entschlüsseln.
Wenn er den Trick nicht bereits kennt, mit dem ihn die Ganoven zur Preisgabe geheimer
Daten veranlassen wollen, wird er ihnen entsprechend leicht zum Opfer fallen.
Ein Grund mehr, auf Deutsch auch im geschäftlichen Bereich zu bestehen. Einige Konzerne und Banken sind ja mächtig stolz darauf, daß sie ihrem Personal zumindest in den höheren Etagen Englisch als Arbeitssprache verordnet haben. Der baden-württembergische Ministerpräsident Oettinger verlangte neulich sogar, Englisch allgemein als Arbeitssprache einzuführen und Deutsch in den privaten Bereich zu verweisen (siehe Oettinger kann alles außer Deutsch). - Wenn diese sprachliche Selbstkastration Schule macht, brauchen wir uns nicht zu wundern, wenn eines Tages sogar ganz Deutschland von Ganoven über den Tisch gezogen wird...